zurück nach Bangkok

Wieder am Flughafen. Jetzt fällt mir wieder ein was eine Jacke ist. Die Klimaanlage kreiert arktische Temperaturen die in mir den Wunsch aufkommen lassen mich wieder zur sich draußen befindenden Raucherterrasse zu bewegen  auf der es  angenehm warm ist.  Hier sitzt ich nun im Gänseoutfit auf dem Boden in einer Ecke an der sich offenbar die einzige Steckdose im ganzen Flughafengebäude befindet. Notebook aufladen und die anderthalb Stunden bis zum Abflug nach Bangkok totschlagen. Die drei Wochen auf der Insel sind wahnsinnig schnell vorüber gegangen! Das Training kostete uns jede Menge Durchhaltevermögen. Neue Verletzungen gesellten sich Stunde um Stunde zu den alten, machten das Training Tag für Tag härter und die Ausfallquote höher. Knie und Schienbeine komplett blau, Knöchel angeknackst, Mittelfußknochen nach mehrmaligen Zusammenstößen mit des Gegners Ellenbogen irgendwie zermatscht. Irgendwann war ich es einfach leid mich ständig mit meinen Beinen zu beschäftigen, und müde sie vier Mal täglich unter Schmerzen zu massieren, zu salben, zu bewegen oder auch nur zu erklären was alles wehtut. Einzig der Wille und auch die Lust weiter zu trainieren halfen mir beim aufstehen. Egal ob von Bett, Boden oder Couch. Aufstehen. Ich will doch noch so viel lernen! Wenn man bereits humpelnd in den Ring steigt, in der Hoffnung dass durch ein Wunder während des Sparrings nix mehr weh tut, kann es unter Umständen dazu führen, dass man sich mehr darauf konzentriert bestimmte Bereiche des Körpers zu schützen als auf alles andere, und sich nur noch mehr verletzt. Konsequenterweise hat mich genau diese Haltung dann vor drei Tagen in den kausalen Zustand geführt meinen rechten Fuß erst mal gar nicht mehr belasten zu können und demnach nicht am regulären Training teilnehmen zu können. Als Ausgleich habe ich mir ein kleines selbstgebasteltes Alternativprogramm überlegt: 20 Liegestütze, 20 SitUp`s, 20 Kniebeugen, und das ganze 10 mal. Der nachfolgende Muskelkater bestätigte die Effektivität… Zum Nachmachen empfohlen! Geht überall!

Bangkok2 (1 von 400)Wieder in Bangkok. Und obwohl ich mir zunächst dachte ich würde meine kleine Insel allem anderen bevorzugen, bin ich doch wieder positiv überrascht und froh wieder hier zu sein. Eine fabelhafte Stadt! Durch die Rambuttri Street zu schlendern, sticky Rice mit Mango essen, eine sehr praktische leichte Wickelhose kaufen die an den Seiten offen ist wenn man möchte, mit den Händlern feilschen und an einem Dreadlockladen vorbeikommen und sich denken: Wie unpassend das doch für mich ist. Ich würde mich wie eine andere Person fühlen und die Menschen würden ganz anders auf mich reagieren! Und wenn ich der Dreadz überdrüssig wäre, müsste ich sie komplett abschneiden! Sehr unvernünftig. Also bin ich hingegangen und hab`s trotzdem gemacht. Ich war die ganze Zeit überrascht und aufgeregt über mich selbst und staunte aber auch mit welcher Präzision und Schnelligkeit die bis zu 5 Mädels an meinem Kopf rumhantierten und vier Stunden meine langen Haare in Dreadlocks verwandelten. Und zu meiner Überraschung fühlte ich mich hinterher genauso wie  vorher. Wie India Arie sang “ I´m not my hair“.

Bangkok2 (113 von 400)Ich mag die Symbolik meiner neuen Dreads: Mit einem konservativen System nicht einverstanden zu sein und ein sichtbares aber zurücknehmendes und friedliches Zeichen zu setzen. Nach 10 Jahren Düsseldorf bin ich Mango, Zara, und H&M Trieb satt. Aber noch satter bin ich der neuen „möchtergernindividuell-ich-bin-so-anders-aber-voll-der-Styler“ Mode, mit Ihren Bärten und Hüten und Retro und selbstgemacht und 80er und 90er und am Ende sehen sie alle Gleich aus. In Uniform vorm Toy-Kio, lässig Zigaretten rauchen und Detox-Tee  trinken und sich darüber unterhalten wie viel man auf der letzen Party im Attic getrunken hat. Ich beschreibe damit auch mich selbst. Ich war dabei. Und komme da vielleicht eines Tages wieder hin wenn mich Düsseldorf wieder hat und die Welt ihren Einfluss aufgrund von zu viel Komfort verliert. Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht und ich bin über diese Form der Defizitfüllung hinaus. Denn nicht jedem Mann steht ein Bart, meine Freunde. Nein. Auch nicht wenn es Mode ist. ok, mal langsam….Ich mag Toy-Kio. Es ist sehr wichtig für Düsseldorf und gleicht ein wenig dass Spießbürgerliche aus. Und wir alle versuchen unseren Wunsch nach  Individualität und den in eine Bestimmte Gruppe der Gesellschaft dazu zu gehören in ein Gleichgewicht zu bringen. Man muss sich dessen nur bewusst sein.

Zurück nach Bangkok! Das Essen auf der Straße. Ich kann dem gar nicht genug Aufmerksamkeit und Begeisterung schenken! Vor allem da die Gerichte teilweise so wunderschön arrangiert werden und die Stimmung am Abend mit ihren dampfenden und rauchen Ständen und dem Duft nach gegrilltem Fleisch einfach unbeschreiblich ist und  einen mitreißt. Über mir die Schwärme von Elektrizitäts- und Telefonkabeln die jede Straße begleiten. Und dazwischen die Stände mit Blumenarrangements  die Glück und Schutz bringen oder für Buddha geopfert werden.Bangkok2 (9 von 400) Bangkok2 (18 von 400)

Bangkok2 (21 von 400) Es geht auf den durch den Film „Hangover 2“ berühmten Lebuatower, der eine wunderschöne, breite, sich förmlich ergießende Treppe auf der Spitzen haben soll mit einer schier fabelhaften Aussicht auf die Stadt! Jedoch gilt eine strickte Kleiderordnung und ich werde aufgrund meiner Flipflops nicht bis ganz nach oben gelassen. Meine Bekannte und ich fahren also nur auf die darunterliegende Poolterrasse, die ebenfalls schon wunderschön ist und in luxuriösem europäischem Design gestaltet wurde und trinken westliche Cocktails. Sie hatte „schönere“ Flipflops an, die offenbar in die Kleiderordnung passten und war demnach berechtigt auf die Treppenterrasse nach oben zu fahren und ein paar Fotos zu machen, während ich am Pool blieb und ein allein zu Abend essender Geschäftsmann seine Flasche feinsten Rotwein mit mir teilte während er zwei Tische weiter weg saß und bis auf drei Sätze Smalltalk tatsächlich mit diesem Arrangement vollkommen zufrieden war. Wie einfach, unkompliziert und freundlich.Bangkok2 (33 von 400)

Am nächsten Tag ging es zu einer kleinen Tour zur Brücke am Kwai. Aber ich habe keine Lust darüber zu schreiben. Die Fahrt mit dem Zug auf der Strecken bei deren Bau so viele Menschen gestorben sind war dementsprechend mit eher zwiegespaltenen Gefühlen verbunden. Die Landschaft aber war atemberaubend schön. Die Gerüche, der Klang wenn der Zug langsam über Holzbrücken in den Bergen tuckert, tief unten der Fluss, der Dschungel in diesen hineinwachsend, fremde Laute und lautes Zirpen und Summen. Ein unvergleichliches Gefühl.  Dann ging es zum Fluß hinunter. Dort warteten bambusflöße auf uns, halb im Wasser versunken. Ohne Motor und so nah am Wasser wie nur möglich trieben wir flußabwärts, die Beine im kühlen Naß, Bambuswald um uns herum und wieder diese zauberhafte fremde Geräuschkulisse.Bangkok2 (101 von 400) Bangkok2 (117 von 400) Bangkok2 (124 von 400) Ich bin überrascht wie friedlich und ruhig mich das stimmt. Ich dachte es würde eher langweilig werden. Bambusfloß, toll. Aber nein, es war tatsächlich toll! Wunderbar. Ich stelle fest: Ich liebe Bambus unter meinen Füßen so sehr wie Holz unter meinen Füßen. Wir treiben zu einem kleinen idyllischen Elefantencamp wo die großen anmutigen Tiere erst mal fröhlich abgeduscht werden und mit ihren Pflegern spielen. Das ist der richtige Ort auf einem Elefanten zureiten! Mein Mahout bedeutet mir mich auf den Hals des Elefanten zu setzen statt auf die Sitzkonstruktion auf seinem Rücken. Ich bin so glücklich und dankbar und froh meinem Elefanten so nahe sein zu dürfen. Es wackelt auf dem Hals auch weniger wie ich meiner Begleitung oben angesehen habe. Wir reiten so eine Zeitlang durch den Dschungel, einige andere Elefanten vor uns und genießen dieses einmalige Erlebnis und diese Eindrucksvolle Landschaft und Aussicht um uns herum. Mein Fant sieht glücklich aus. Er zieht den Rüssel hoch, flattert mit seinen großen Ohren, macht Elefantentypische Tut-Geräusche, nimmt dem uns begleitenden Mahout seinen Elefantenhaken und reicht ihn mir mit seinem Rüssel. Mir ist dieser Haken vorher nicht aufgefallen… Ich habe meinen Elefanten später gründlich nach irgendwelchen Verletzungen untersucht aber zum Glück keine gefunden. Es war ein gutes Camp.Bangkok2 (144 von 400)

Bangkok2 (172 von 400)

Bangkok2 (182 von 400)Es ging weiter zu einem ganz ganz absonderlichen Markt! Dieser Markt in Maeklong südlich von Bangkok verläuft AUF den Gleisen einer befahrenen Zugstrecke. Fleisch, Fisch, Obst, Gemüse, Nüsse und wassonstnichtalles werden bis zu den Gleisen am Boden und in einer Art Schubladen zum Verkauf angeboten. Die Gasse ist von zurückziehbaren Dachplanen überdacht und absolut alles ist darauf ausgerichtet innerhalb von wenigen Sekunden, nämlich wenn man hört dass der Zug naht, zurückgezogen und für den Zug geräumt zu werden. Sobald dieser in dieser Gasse nur langsam fahrende Zug wider fort ist, klappen die Menschen ein Dach nach dem anderen wie Dominosteine wider zu, die Schubladen wieder auf, und alles geht seinem gewohnten Markttreiben weiter. Sieben Mal am Tag kann man dieses Szenario beobachten und ist so tatsächlich einmalig auf der Welt. Ich habs einfach verpeilt ein Video davon zu machen, ich war schlichtweg fasziniert von diesem Spektakel. Aber es gibt eh schon genug Filme darüber auf Youtube, einfach mal googeln.Bangkok2 (189 von 400)Bangkok2 (198 von 400) Bangkok2 (210 von 400) Bangkok2 (205 von 400)

Es ging weiter zu dem Ort der in meiner bisherigen Reisekarriere als der Ort mit dem Weltbesten Seafood wahre Berühmtheit erlangt hat. In meinem Kopf zumindest. Ein ganzes Dort auf Stelzen an einem Kanal in der Nähe des Meeres wo sich alles auf Booten abspielt. Blöderweise waren wir am Nachmittag da, und der eigentlich Markt auf den Booten ist natürlich morgens. Alle Häuser sind aus Holz, alle mit eignen Booten an ihrem eignen kleinen Pier, mit kleinen Treppen die zum Kanal unten führen. Zufriedene glückliche Menschen auf ihren Holzbänken vor den Holzwänden der Holzhütten sitzend.

Ein wundervoller friedlicher und glücklicher Gesichtausdruck
Ein wundervoller friedlicher und glücklicher Gesichtausdruck

Bangkok2 (320 von 400) Blau gefärbte riesige Gambas und Krabben, Langusten, Muscheln, und fangfrischer Fisch auf Kokosnussschalengrill. Frisches Obst, eigenartige Hundertschaften von Köstlichkeiten die alle von mir probiert wurden und pure Leidenschaft auslösten. Oktopusse und Sepien die überhaupt GAR nichts mi den gummiartigen Lederriemen zu tun haben die ich sonst kannte. Sie sind zart und weich und köstlich und haben eine Konsistent die einen eher an Fisch als an Gummi denken lässt. Bunt bemalte und verzierte Boote mit selbstgebauten bunt bemalten und verzierten Motoren. Spiegelungen im Wasser. Abendsonne taucht alles in Gold. Wir steigen in Boot, sitzen ganz vorne und fahren den Fluß entlang. Vorbei an Holzstelzenhäusern mit ihren Booten, bunten Laternen, dem Dschungel um uns herum, dem Geruch vom Meer, und dann, als es schon dunkel wird und das Boot seine Fahrt verlangsamt: Glühwürmchen! Hunderte blinkender Glühwürmchen die sich alle um eine bestimmte Art Baum zu tummeln scheinen. Mal ehrlich: Glühwürmchen sind doch echt einem Film entsprungen, oder? Sie sind das fluoreszierende Plankton der Überwasserwelt und eine Hommage an die Sterne. Kleine leuchtende Pünktchen, blinkende, glühende Feen. Zauberhaft! Und nun versuchen ein paar, wie mein Meister sagen würde, „Vollpfosten“ -Touristen dieses Szenario mit BLITZ zu fotografieren!!

blaue Gambas
blaue Gambas

Bangkok2 (297 von 400)

unfassbar leckeres Seafood!
unfassbar leckeres Seafood!

Bangkok2 (301 von 400)Bangkok2 (365 von 400) Bangkok2 (383 von 400)

Ein Leopard kreuzte unseren Weg zur Brücke. Allerdings zahm.
Ein Leopard kreuzte unseren Weg zur Brücke. Allerdings zahm.

 

Bangkok

Bangkok. Bangkok. Bangkok! Was für eine Stadt. Das Dreh- Angelkreuz zu Südostasien. Über 8 mio. Einwohner. Pulsierend, lebendig, aufregend, offen, bunt! Aus dem Flugzeug, durch den Flughafen, Lächeln empfangend, Lächeln schenkend, staune ich mich und meinen Rucksack zum Zug, fahre in die Stadt. Ich steige an der Endstation der Bahn vom Flughafen zur Stadt aus, habe keine Ahnung wo ich bin, weiß aber wo es lang geht. Kao San Road. Diese Straße, dieser Hotspot aller Backpacker, das Mekka für Traveller. Da will ich hin, mehr als diese drei Worte muss man in Bangkok erst mal nicht können. Der Taxifahrer ist nett, gibt mir die erste Lektion in Thai und zeigt mir ein paar Sehenswürdigkeiten im Vorbeifahren, gold erleuchtet an meinem ersten Abend in Thailand. Dann steig ich aus. Ich bleibe erst mal mitten auf der Straße stehen, und atme das trommelnde Treiben der turbulenten  Straße. Erst muss ich meinen Megarucksack loswerden, bevor ich mich in diesen Strudel stürze. Ich spreche ein Pärchen nach Feuer an und bekomme, wie es so als Backpacker ist, die ersten wichtigen Infos rund um Thailand, die KSR und die bekannten Verbrechen. Die zwei Australier mit ihrer wahnsinns Freundlichkeit und Offenheit stellen  sich mit als frisch verheiratetes Paar auf Ihrer Hochzeitsreise vor, er DJ, sie Lehrerin, beide erfahrene Reisende und begeisterte Bangkok-Verehrer empfehlen mir ein günstiges Guesthouse auf der Rambuttri Road, einer Seitenstraße der KSR, auf der es wesentlich entspannter ist. Sie laden mich nach Brisbane ein, was sich als sehr praktisch erweist, da ich mich im November genau dort mit meiner Schwester und meinem Schwager treffen werde um drei Wochen die Ostküste unsicher zu machen. Wir tauschen Facebook-, Email-, und WhatsApp-Daten aus, empfehlen und bedanken uns Gegenseitig für den spontanen und netten Kontakt und freuen uns demnächst diesen zu pflegen. Das lief ja wundervoll. Es fließt wieder. Ich bin keine 5 min in der Stadt und fühle mich geführt und geleitet. Ich zahle für das Zimmer mit Ventilator 8 € die Nacht, lade nur mein Gepäck ab, dusche und bin bereit für Bangkok. Die Straße bebt.20130621_230539_1 Es ist einfach unvergleichlich was auf einen zu kommt wenn man die Kao San betritt: Garküchen mit Honighähnchen, frische Früchte, geschält und geschnitten, in Plastiktüten für umgerechnet 50 Cent, Ladyboys, Backpacker, dicht an dicht zwischen Leuchtreklamen, T-shirtständen, Bars, Polizeiwagen, karamellisierten Skorpionen, laut, Musik wie überall, aber lauter, „Hi!“, „Hello“, „Wanna buy?“, „Good price for you!“, „Scorpions?!“ „Drivinglicence?!“ -Ja es werden Führerscheine verkauft. Deutsche, Englische, Australische, Amerikanische, Internationale, ISIC Studentenausweise, Presseausweise, Personalausweise, aber „No Photo!“ Bier, Whiskey, Wodka, Cola aus Kühlboxen und mit der Garantie dass nicht das verkauft wird was drauf steht. Wer das als Tourie nicht durchschaut, findet sich bald im Krankenhaus wieder, wie das australische Pärchen erzählt hat. Es gilt den schmalen Grat zwischen „für alles offen sein, Neues ausprobieren, Thailand erleben“ und „Vorsichtig sein, gesundes Misstrauen trainieren, Kritisch bewerten und cool bleiben“ ausfindig zu machen. Willkommen im Dschungel. Ich bin entspannt. Letztendlich gelten die Selben Gesetze wie in Kairo, Moskau, Casablanca und Co. Neu ist das Lächeln, das Klima, die Exotischen Details, das frische Thaifood auf der Straße, die Massagestände alle 10m , die Ladyboys, die stinkenden Durian-Früchte, die Plakate der ehrenvollen Königsfamilie, der getrocknete Fisch. Ich schlendere also ganz gemächlich durch die Masse an jungen, erwartungsfrohen, abenteuerlustigen Backpackern und lächelnden, entspannten, verkaufenden und kochenden Thais, esse ne Ananas, checke die Preise ab, und gönne mir erst mal eine gepflegte Thai-Fußmassage. Perfekt. Bei meinem Pad-Thai Abendessen belausche ich eine Gruppe von Engländern die das ganze hier irgendwie nicht so entspannt aufgenommen haben und erst mal völlig fertig sind:-) Ich liebe Bangkok! Die Stadt trommelt, die Menschen lächeln, was will man mehr?!

Am nächsten Tag gehe ich zwei Straßen weiter zur Fähre und fahre ein paar Kilometer weiter zum Königpalast und der angegliederten Tempelanlage Wat Phra Kaeo.  Irgendwas mit „Emerald Buddha“ lese ich, kaufe ein Ticket, ziehe mir meinen züchtigen Sarong über, da man Tempel nur mit bekleideten Knien besuchen darf, und gleite mit der Menge an Besuchern zum Eingangstor. Oh! Es war mir als seien gleich ein paar  weitere Sonnen aufgegangen: Gold. Bangkok-89Gold soweit das Auge reicht, die Glockenförmigen Kuppeln komplett vergoldet, goldene Mosaiksteine, funkelnde, spiegelnde, schimmernde, bunte, strahlende, glitzernde Steinchen, über und über in den wunderschönsten Mustern und Ornamenten angeordnet, symmetrisch, geometrisch, elliptisch, kubisch! Ich muss was trinken. Ornamente die in Versailles bestenfalls als Tapete an einer Wand kleben, sind hier dreidimensional in Gold und Spiegelchen gefasst! Meterweit, Himmelhoch!  In Gold, Blau, Rot und Weiß. Schmuckkästchenarchitektur!Bangkok-78Bangkok-84 Ich fühle mich wie mitten in einer Schatztruhe, weiß gar nicht wo ich zuerst hingucken soll, staune über diesen Reichtum, diese Farben. Säule für Säule für Säule geschmückt mit Glück:) Vergesst diesmal einfach die Fotos, die sind ein Furz dagegen. Bucht einfach das nächste Ticket nach Bangkok, das muss man gesehen haben!  Ich hatte das nicht erwartet. Ich dachte ich guck mir einfach mal bisschen die Umgebung an:) Ätsch, sagt das Universum. DAS ist deine Umgebung, mach die Augen auf du Dummchen. Ich werde rot, lächle, senken meinen Kopf und bin einfach verliebt in den Boden auf dem ich stehe. Und dabei war ich nicht mal drin…. Ok. Ich erinnere mich  an den Namen „Emerald Buddha“, lerne dass er aus Jade ist. Ich schreib jetzt einfach GAR nix drüber. Ticket.  Ich für meinen Teil frage mich: WAS soll denn auf meiner Reise überhaupt noch schöneres kommen?? Bin ich nun fertig? Diesen Tempel in Bangkok sehen und wieder  fahren. Ja sag ich mir, fahre mit dem Taxi zum Flughafen und buche mein Ticken nach Hause in zwei Wochen.

Quatsch! 🙂 Aber wäre auch ein guter Abschluss gewesen:-) stattdessen nehme ich ein TukTuk  einige Ecken weiter zu einem weiteren Tempel und treffe mich dort mit einem Freund der witzigerweise grade auch in Bangkok ist. Die Größe der Welt, und so. In Düsseldorf läuft man sich seltener über den Weg! Wir gucken uns die Tempelanlage an, welche einen riesigen liegenden Buddha beherbergt, kaufen nen Haufen Klimpergeld, so verrückt sich das anhört, stellen uns in die Reihe um das gekaufte Klimpergeld wieder in eine Reihe von Schalen zu werfen. Wenn man schön sparsam war und bis zum Ende alle Schalen füllen konnte, darf man sich was wünschen. Oder kann man sich schon während der Prozedur etwas wünschen? Ich weiß es nicht, interessiert mich auch nicht, ich bin ja die die wunschlos glücklich ist, und mache das nur wegen den schönen Geräuschen und der meditativen Stimmung. Klimper, Klimper, Klimper, Klimper, Münze, Münze, Münze, Münze, Münze, Klimper, Münze, Klimper, Münze, Klimper, Münze, Klimper, Münze…. Aber keine Wünsche. Naja, außer einem, aber der erfüllt sich schon:-)Bangkok-67 Bangkok-68 Durch die Gänge spazieren, von Familie erzählen, Wasser trinken, Buddhas gucken, durch die Gänge spazieren, in den Himmel gucken,  von fremden Orten erzählen, unter einem Baum sitzen. Entspannt. Raus auf die Straße, zu einem Markt mit Massen an getrocknetem Fisch, im Schatten, zwischen Holzbaracken, unter Holzdecken, bei getrocknetem Fisch, Mückenbalm kaufen, Thaimassagebücher blättern, grünen Tee kaufen, trinken, spazieren, erzählen, Essenstände, lächelnde Menschen, zurücklächeln, auf Thai begrüßen, Garküchen, grüner Tee. Wir laufen weiter zu einem Blumenmarkt. Frauen setzen kleine weiße und gelbe Blüten zu kunstvollen Reihen, Schräußchen, Gestecken zusammen, sitzend, plaudernd. Frische Blumen in allen Farben und Formen, Orchideen, Tempelblumen, Bananenblätter, Duft! Kräuter! Wagenladungen voller grüner Sachen, alles frisch und bereit zum Weiterverkauf. Hart arbeitende Männer, riesige Säcke und Ballen, unter Holzdächern, in Holzhallen, im Schatten, im Zwielicht.Bangkok-57 Bangkok-56 Bangkok-50 Bangkok-55 Bangkok-52 Es regnet zwei Minuten. So mag ich`s. Ich denke an meine Familie, meine Schwestern und Brüder und meine großartigen Schwager. Ich liebe meine Familie! Ich schreibe ihnen. Ich bekomme zuckersüße Bilder von meinen Nichten und Neffen. Lieber Gott ich bin so dankbar! Wir suchen uns ein kleines Restaurant, essen fabelhaftes Thaifood, scharf, spicy, mit Zitronengrass, Thaibasilikum, Kräutern, Kokos und Erdnüssen. Mein Kumpel muss wieder fahren, ein paar Stunden bis zum anderen Ende der Stadt, ich gehe weiter durch die Straßen, vorbei an Ständen mit wundervollen handgearbeiteten Holzschnitzereien, Fächern. Ich komme wieder zu einem Pier, nehme das nächst beste Schiff und steige erst am Ende der Strecke aus. Ich entdecke einen Tempel mit singenden Mönchen und einer fetten Sau. Klar. Sie rennt  weg als ich sie fotografieren will. Die Mönche nicht.Bangkok-44 Bangkok-43 Grüner Tee und das nächste Schiff bringen mich wieder zum heimischen Pier, zurück in meine Straße wo ich einen Trip am nächsten Tag buche. Es geht nach Ayutthaya, der ehemaligen Hauptstadt des gleichnamigen Königreichs, uns bekannt als Siam, mit weiteren 6783589 Tempeln. Tagestour mit Essen und Guide in einer kleinen Gruppe von 7 Leuten für 10€. Ich habe überlegt ob ich mir stattdessen ein Motorrad  nehmen, im vorraussichtlichen Regen versuche die wichtigsten Tempel auf eigene Faust zu finden und meine Zeit dort damit verbringe zu googeln wo ich eigentlich bin, und bin zu dem Schluss gelangt dass ich die 10 € durchaus investieren könnte und einen auf bequemen Touri mache. Den Abend setze ich mich in eine Bar, trinken „ein“ Chang, plaudere mit Backpackern aus 5 verschiedenen Ländern, versuche nebenbei ein paar Fotos zu bearbeiten und beende meinen Tag mit einer Fußmassage. Morgen werde ich um 8 abgeholt. Ich verstehe so gut wie kein Wort von dem was der Guide versucht zu erzählen und googel trotzdem. Ayutthaya war ein ganzes riesiges Königreich mit der gleichnamigen Stadt als Zentrum, Weltstadt, reich, berühmt, mit Handelsbeziehungen auf der ganzen Welt, hunderten von Tempelanlagen und Palästen, schließlich im 18Jhd. von den Burmesen eingenommen und fast komplett zerstört.Bangkok-30 Bangkok-37  Ich denke ich habe an dem Tag eine Trilliarde Buddhas gesehen. Stehende Buddhas, sitzende Buddhas, schlafende Buddhas, Goldene Buddhas, steinernde Buddhas, kopflose Buddhas, große Buddhas, kleine Buddhas, Buddhas, Buddhas, Buddhas, Buddhas, Buddhas. Birken und Buddhas, zwei von denen ich echt genug hab soweit. Aber ich muss sagen, es war sehr eindrucksvoll die Ruinen dieser faszinierenden Kultur zu sehen. Ein ganz seltsames Gefühl hat sich bei mir eingestellt, dass ich noch nicht richtig begriffen habe.  Wie eine Erinnerung. Bangkok-42 Bangkok-41Ich habe eine Zigarette mit einem Mönch geraucht.  Das Feuerzeug konnte er mir aber nur auf einer Bank zuschieben, direkt geht nicht, sonst  müsste der Arme sich einer langwierigen und sicher sehr nervigen Säuberungszeremonie unterziehen. Rauchen geht aber. Orchideen wachsen überall auf Baumrinden. Ich habe eine Hängematte für 80 Cent gekauft. Ein riesiger Schmetterling hat sich auf meinen Finger gesetzt. Warum liegen Patronen als Opfergabe vor einem Buddha? Man begeht Tempel immer im Uhrzeigersinn. Wichtiges wird drei Mal umkreist. Ich habe heißes Wachs über soundsoviele Kerzen gegossen, wieder ohne mir etwas zu wünschen. Ich werde von Fremden freundlicher gegrüßt als in Deutschland von Freunden. Lächeln.Bangkok-36 Ich liebe Thailand. Ich liebe Elefanten. Ich kann Touristenshows nicht ausstehen. Da werden diese wunderschönen, eleganten, sanften, majestätischen Tiere dazu animiert zur Belustigung dämlicher Touristen bei nervtötender Technomusik erniedrigend mit dem Hintern zu wackeln und sich zum Affen zu machen. Mir wird schlecht. Ich geh da weg, zu denen die die Touristen „nur“ durch die Gegend kutschieren müssen, denn das gehört seit eh und je zum Stadtbild Ayutthayas. Elenfanten streicheln ist toll. Dieser Rüssel! Himmel! Schon mal so nen Rüssel gesehen?? Wahnsinn! Rau, haarig, frech, stark, schnell und unglaublich witzig sind die Dinger, besonders wenn sie einem am Kopf rumfummeln:-) Ich möchte mal einen glücklichen Elefanten irgendwo im Wasser spielen sehen. Ich könnte diese Tiere stundenlang beobachten. Viele lieber noch als Ruinen alter Tempelanlagen oder weitere Buddhas möchte ich glückliche, stolze, ehrenvoll behandelte Elefanten sehen. Da wird mir auf einmal wieder bewusst wo ich eigentlich bin. Mitten in Thailand, Asien, 9000 km von Zuhause entfernt, mit einem Elefanten schmusend, in der ehemaligen Hauptstadt eines vergangenen Königreiches, aus dem das heutige Königreich entstanden ist, seit vier Wochen unterwegs, von Moskau, über Sibirien und die Mongolei, aus Beijing angereist, auf dem Weg. Es fühlt sich sehr natürlich an, sehr richtig, genau richtig! Ich freue mich. Wieder ein Ort an dem ein Teil von mir bleiben kann. Bei dem kuschelnden Elefanten. Guter Ort.

Zu Thema verstörende Touristenattraktionen fällt mir noch der Tigertempel ein, den mir ein Backpacker empfohlen hat. Ich habe mich im Zuge meiner Recherche jedoch dringend dazu entschlossen diesen Zirkus zu meiden.  Ich brauche kein dämliches Foto mit einem vor sich hinvegetierenden, ruhiggestellten Tiger der sich lethargisch von 100000 ignoranten und rücksichtslosen Touristen fotografieren lässt. Ernsthaft jetzt! Überlegt euch bitte bitte zwei Mal, wenn ihr das nächste Mal in den Urlaub fliegt, ob der Hotelausflug den ihr für teures Geld bucht in irgendeiner Weise ekelhaften Profit aus schadvollen Umständen zieht! Augen auf.

Wieder in Bangkok angekommen gehe ich zu dem Büro das den Trip organisiert hat und buche meine Busfahrt nach Phuket. Fließenderweise hat sich nämlich rausgestellt dass ein Freund, den ich auf Bali kennengelernt habe und mit dem ich ein besonderes Haisichtungserlebniss bei einem Nachttauchgang teile, von meinem Kampfsportmonat inspiriert, eine Muay-Thai Schule auf einer süßen kleinen Insel im indischen Ozean zwischen Phuket und Krabi ausfindig gemacht hat und dort seit zwei Wochen trainiert. Was sagt man dazu?! Passt. Fließt. Mein Bus geht noch am selben Abend und ich bereite mich auf eine 18 stündige Reise nach Koy Yao Nui vor, checke aus und warte auf meinen Transfair. Wir werden gewarnt Wertsachen bei sich zu tragen und nicht im Gepäckfach im Bauch des Busses zu lassen. So werden mir also meine Kreditkarte und 50 € aus meiner Handtasche vor meinen Füßen während ich schlief gestohlen. Und aus meinem Rucksack im Gepäckfach meine geliebte Adidasjacke, die ich eigentlich nicht als Wertsache eingestuft hatte. Meine Mitreisenden beklagten komplett durchwühltes Gepäck, geknackte Schlösser und gestohlene Gegenstände. Wieder was gelernt. Teure Lektion. Dafür hab ich sehr gut geschlafen und bin mehr oder weniger erholt in Phuket angekommen.